Für immer....

Für immer....
Cora

Sonntag, 7. Dezember 2014

316

316 Stunden
 und 37 Minuten 
ist Zeuschen jetzt schon 
zu Hause. 

Irgendwie ist es mir beinahe unheimlich, 
irgendwie ist er schon immer so da.
Irgendwie. Also quasi.



Ich versteh's einfach nicht.

Zeus hat unter übelsten Umständen an der Kette gehangen, und benimmt sich, als hätte das nie stattgefunden. Egal, was wir machen, er findet es prima.
Also ein Voll-Normalo aus bestem Hause, statt runtergekommender Kettendoben. Eben.
Doben. 
Mensch, das ist nen Doben.
Dobermänner sind nicht unbedingt als die einfachsten Hunde bekannt.

Was hat meine Hanny-Nanny für Zeit nötig gehabt, um sich an die Zivilisation zu gewöhnen und sie war genauso alt wie das Zeuschen, als sie bei mir einzog. Schritt für Schritt und Pfötchen für Pfote hat sie gebraucht.

Ergo: was hab ich mir einen Kopf gemacht, ob ich ihn wirklich schon auf eine Geschäftsreise mitnehmen kann und soll.
Hab mich schlussendlich dafür entschieden, weil er gerade in der extremen Mamiiiiiiiiiiiiii-phase (wenigstens das ist dobitypisch und mir bekannt) ist und schon jammert, wenn ich aufs stille Örtchen muss.

Rein ins Auto, Schnarchmodus ein, 361 km später raus aus dem Auto, Pippi, im Auto auf mich gewartet (der einzige Ort, wo er alleine ohne mich bleibt), 2 Stunden später 18 km weiter zur Freundin, raus aus dem Auto, in 3 Minuten alle Geschäfte erledigt, rein in die Wohnung, einmal rumgeschnüffelt und ab aufs Sofa.
Das wars.
Der staunt noch nicht mal durchs Leben. Nix. Nada.

Ich versteh's einfach nicht.

Nettes Anekdötchen am Rande. Guter Freund von Freundin und mir kommt auch eben vorbei „Hallo“ sagen. Zeus, soeben noch im Schnarch-Pups-Modus, sitzt in einer Zehntelsekunde senkrecht neben mir auf dem Sofa und wölbt in bester „ein ganzer Kerl dank nicht Chappi“ Manier seine Brust nach vorne, wobei seine Kehle Grummlaute ausstösst, die sich selbst bei allem Verständnis nur als ein: „FASS mein Frauchen nicht an!!!!!!“ interpretiert werden können. Besagter Besuch und Hundemensch bleibt stocksteif stehen. Mein Doben schindet Eindruck, jawoll. Hihihi.

Apropo dieser Doben. Ich mach mir schon jetzt ins Hemd, dass wir aller Wahrscheinlichkeit nach nicht all zu viel Zeit miteinander verbringen werden dürfen. Ich weiss schon jetzt, dass es mir das Herz brechen wird.
Darum hab ich Zeuschen heute zum beinahe 2-wöchigem etwas versprochen.

Es wird nicht einen Tag geben, an dem ich ohne Zeus sein werde. Kann er nicht mit, bleibe ich zu Hause. Fertig.

Nach Malle kommt man auch mit dem Auto.

Ich will jede Sekunde mit diesem Traumhund, jeden Schnarcher, jeden Freudenhüpf.

Er ist ein Seelenhund.

Mittwoch, 26. November 2014

Unser aller Regenbogen

Ein Tierheim.
Eine Pforte.
Ein Flur.
Zeus.

ZEUS.



Ich glaube, ich habe nicht Hallo gesagt, irgendwem die Blumen für Jessica in die Hand gedrückt, und schon auf den Knien gelegen, das Herz weih wund.
Mit anderen Worten bar aller Kinderstuben und entsetzlich unhöflich.

Zeus. Das Ebenbild meiner Cora. Genau wie damals. Mager, vermackt, grausamst verstümmelt mit einer Gartenschere.

Ich rette mich auf einen Stuhl. Irgendwer ist so unglaublich nett mir einen Becher Kaffee in die Hand zu drücken.

Verwundert spüre ich die Nässe in meinem Gesicht. Wasserfestes Mascara, pah.

2 Stunden zuvor gekochte Leber, (Achtung Steph: ich habe extra für diesen Anlass eine Fast-wie-Tupper-Dose gekauft) wechselt den Besitzer. Ganz sacht nimmt er mir die Leckerei aus der Hand.

In meinem Kopf dröhnen Grisus Worte aus einem ihrer letzten Posts:

Gassi gehen mit Fume is net das gleiche. Grisu ging pieseln und kackern und dann isse ned weiter weg als 10 Meter und hat gewartet bis ich nen Ball hol oder is Fuß gelaufen, da musste ich immer so lachen und hab ein bisserl was mit ihr gemacht..dann war sie 1 Minute zufrieden und kam dann wieder daher..Sie hat mich so angestrahlt wenn sie Fuß laufen durfte..Oder wenn die Autotür auf war und sie sich das Beißkissen geschnappt hat und mich damit angestrahlt hat..da gab's so viel was sie gemacht hat was mir so sehr fehlt beim Gassi..

Grisu, die gerade ihren Seelendoben verloren hat und die dennoch das Glück hat, dass noch ein Dobi ihr Leben bereichert.
Genau in der Sekunde hab ich es erst kapiert, im Flur, als meine Hand das erste Mal sein stumpfes Fell gestreichelt hat.
Was ich all die Jahre vermisst habe. Ihn da. Zeus. Cora.

Oh. Es gibt natürlich einen fundamentalen Unterschied. Cora war so misshandelt, dass sie Jahre gebraucht hat, um all das zu vergessen. Zeus, obschon Jahre an der Kette, kommt irgendwie an ihrer Stelle zurück. Er ist einfach da. Bääääähm. Aber ich greife vor.

Jessica, Leiterin der Hundehilfe Deutschland e.V., erklärt Blutuntersuchungen, Herzuntersuchungen und ich sitze immerhin noch auf meinem Stuhl. Auf die Decke da will ich eigentlich, ihn in den Arm nehmen, sein Körper sucht ihre Wärme.
Sie ist sein Engel, sie hat ihn aufgenommen, gepflegt, versorgt, gehegt und geliebt.
Geliebt.
Recht ungewöhnlich für eine Tierheimleiterin.
Recht ungewöhnlich auch der ganze Rest. 1 Mitarbeiter kümmert sich am Tag um 2 Hunde.
(!!!!!!!!!!!! Bestimmt war der eine oder andere schon mal in einem TH)
In der Regel auffällig gewordene Listenhunde.
Auf meiner Runde mit ihr durchs Tierheim ist nur auffällig, wie unauffällig alles ist.
Kein Gestank, kein hysterisches Gebelle. Freudige, freundliche Hundeschnauzen. Wenn auch nie ein TH ein Zuhause ersetzen kann, hier spürt man die Wärme. An den Hunden, an den Menschen, an Jessica und an Zeus.

Jessica, tausend Mal danke für das, was Du da leistest.

Die Verträge sind unterschrieben.

Zeus an meiner Leine steigt ohne mit der Wimper zu zucken in mein Auto, das drapiert mit Decke, Kopfkissen und Coras „zur Feier des Tages geliehenem Hein-Blöd-Kuscheltier“ entsprechend dobengerecht vorbereitet wurde, dreht sich im Kreis und verschläft den Rest.

Daheim.
In Empfang genommen wird er von Dracu, die sich gebärdet wie eine Rottweiler Klobürste. (Wo hat diese kleine Maus nur den Mumm her?)
Conny lässt sich auch nicht lumpen, erkennt aber in Sekunden ihren Irrtum und dreht ab, was Zeus sichtlich irritiert. „ Heeeeee, Baben, kussen“, sagt Zeus, in maulwurfen Geheimsprache.

Wir begrüßen die Pferde, den Hof, das Herrchen, das Heim, Essen für alle hinter einzeln geschlossenen Türen, das Nachtlager bereitet an meiner Seite des Bettes. Tür zu und dann schnarcht Zeus wie ein Bär und pupst wie ein Puma durch die Nacht.

Jetzt sind wir 62 Stunden weiter. Zeus und die Mädchen, incl. (beinahe) Mimi, benehmen sich wie alte Freunde. Allen voran Dracu. Sie ist eine kleine, wunderbare Hexe.

Zeus kann alles, lernt alles, weiß alles.

Und weil das Leben ja sonst langweilig wäre, traue ich mich ins Dorf zum Einkaufen. Zu Fuß mit Hund bei Fuß. VORBILDLICH.

Das kann doch alles gar nicht sein. Der lag an der Kette. Der kennt keine Wohnung. Der muss doch ne Macke haben.

Wieder dröhnen Grisus Worte in meinem Kopf. Ja, heute Abend war das so. Da hat mich Cora begleitet. Auf mich gewartet am Supermarkt.

Cora hat ihn abgefangen an der Regenbrücke (und an der hat er gestanden, wenn er nicht von Tierschützern frei gekauft worden wäre) und ihn mir geschickt mit den Worten: „Ich glaub, jetzt kann sie es ertragen, einen meines Kalibers und Du Zeus hast es verdient. Geh und sag ihr, dass ich sie liebe und sag ihr auch, dass Nanny und Conny auch von mir sind, weil sie nicht alleine sein sollte. Nur für Dracu, Monster und Mimmi kann ich nix. Die haben das ganz alleine geschafft“.

Ich bin eine sentimentale, alte Schrulle und ich weiß, ich habe Recht.

Also bitte Grisu, spiel nicht so lange im Regenbogenland und denk ans Frauchen.

PS Nanny und Conny. Damit hier nie Zweifel aufkommen. Ich liebe Euch.

PPS: Wir dachten kurz darüber nach seinen Namen zu ändern, da er ihn ja eh noch nicht lange kennt.
Kurzes Brainstorming am Küchentisch.
Herrchen: Wettergott.
Ich: der oberste griechische Gott.
Wikipedea:

Zeus ist der oberste olympische Gott der griechischen Mythologie und mächtiger als alle anderen griechischen Götter zusammen. Über ihm stand nur das personifizierte Schicksal – nur ihm hatte er sich zu fügen.
Zeus ist ein Sohn des Kronos und der Rhea. Kronos soll alle seine Kinder gleich nach der Geburt verschlungen haben, da er fürchtete, diese könnten ihn entmachten, so wie er selbst seinen Vater entmachtet hatte.

Als Zeus geboren werden sollte, beschließt seine Mutter ihn im Verborgenen auf die Welt zu bringen. Sie geht dazu in eine Höhle und überlässt ihn der Obhut anderer.
Dem Vater gibt sie anstatt Zeus einen in eine Windel gewickelten Stein, den er verschlingt.
Zeus entwickelt sich prächtig und bringt mit einer List und Drogen den Vater dazu, zuerst den Stein und dann alle seine verschluckten Kinder wieder auszuwürgen.

In dem Sinne Zeus: mach mal. Mögen deine Vorbesitzer Steine kotzen müssen.


Freitag, 21. November 2014

Bääääääääähm

Wieder einmal ist alles anders.

11 Pferde, ne Dobenzaubermaus, ne Untertischhupe mit einem Herz aus Gold, ne geile Katze (und ich hätte geschworen, dass das nie, aber auch nie niemals über meine Lippen kommt), Haus und Hof – man könnte meinen, ich sei halbwegs ausgelastet.

Doch irgendwas treibt mich um, schon seit Wochen. So wie damals, als meine Cora tot war und ich wochenlang durch die grosse, weite Welt gesurft bin, immer auf der Suche nach DOBEN. Es war Nacht für Nacht wie eine Sucht, damals schrieb ich:

Ich surfe nicht mehr im Netz, ich reite Wellen. Durch alle Foren, alle Pages, verschlinge jedes Wort, dass geschrieben wurde über Dobermänner, lese Geschichten, Nachrufe, schaue auf Youtube Dobifilme, so als bräuchte ich die "Droge" Dobermann, die Auseinandersetzung, den Bezug zu diesen wundervollen Hunden, um mein Mädchen nicht aus den Augen zu verlieren. Ihre Fotos anschauen kann ich nicht. Noch nicht.

In den Abendstunden beschwören wir Coras Geschichten, redselig, trunken vor Kummer und Wein.

Wer auch immer meine Zeilen lesen mag, wer auch immer in seinem Leben das Glück hatte "seinen" Hund des Lebens an seiner Seite zu wissen, der mag mich mit meinem ganzen Kummer, meiner Trauer und manchmal auch mit meiner Wut verstehen. Wut, auf Menschen, die nichts aus ihrem Leben machen und mir lallend in der Innenstadt begegnen, Wut auf Menschen, die ihre ihnen anvertrauten Tiere schlecht behandeln, heiliger Zorn, dass das Leben so schrecklich endlich ist
.

Heute ist es anders. Ich habe reichlich, bin fürstlich beschenkt mit meinen beiden Hunden.
Dennoch: 
Facebook erschlägt mich täglich mit dem aberwitzigen Grauen Rumäniens, den Nerzfarmen, den erstickten Kälbern im Leib ihrer toten Mütter, und den Doben, die in Not sind.

Wochenlang suche ich die Welt ab. 
Ein paar Mal bewerbe ich mich und nicht nur um Doben, manchmal erhalte ich auf meine Mails noch nicht mal eine Antwort. 
Wochenlang suche und suche ich nach dem einem Klick, dem einen Bild, den Augen, doch nichts passiert. Irgendwie bin ich zunehmend verstört. Ist es richtig im Netz zu suchen, soll ich es diesmal nicht anders machen, erst kennen lernen, ich muss an Conny und Dracu denken, die beiden müssen es akzeptieren, werde ich dann ihnen gerecht, ist das alles nur ein Hirngespinst? Darf ich mich überhaupt auf eine Rasse festlegen? Ist mein Anspruch, dass es Liebe sein soll, nicht schon eine Anmaßung an und für sich angesichts des unfassbaren Elends da draußen? Versteht ihr, was mir die Haare zu Berge stehen lässt? Ich muss, kann wählen. Alleine die Vorstellung, dass ich, wir aus dieser unüberschaubaren Heerschar armseligster Gespenster, den einen picken sollen, wollen. Das ist kein Lotto, das ist ein Albtraum.

In einem Tierheim in meiner Nähe sitzt ein Dobi. Seit 5 Jahren. Weggeworfen mit 8 Monaten. Ich rufe an. Aggressiv gegen andere Hunde. Nur als Einzelhund. Ich erlaube mir die Frage, was an Training unternommen worden ist? Pampig werde ich beschieden, man hätte ihn einmal mit Maulkorb zu einer Hündin gelassen und das hätte auch nicht funktioniert. Mom. BITTE? Einmal? In 5 Jahren??? Ich lege auf. Und rufe nicht wieder an.
Er spukt durch meinem Kopf. Ich weiss, wie unglücklich er sein muss. Aber wie viel Aufwand muss ich betreiben, um mir erst mal Gehör zu verschaffen im TH? Ich fühle mich erbärmlich.Es hat nicht geklickt.

Wieder einer. So weit bin ich jetzt. Es wird wieder ein Doben. Ich habs meinem Mädchen versprochen und es ist nicht unrecht. Dobis for ever ist ok. Von denen hab ich ein ganz kleines bisschen Ahnung. Das ist gut für den Hund und gut für uns.

Da. Er. Sichergestellt durch die Behörden. Schutzhund in Händen eines Arschlochs. Komplett ausgebildet. Jetzt TH. Jede Menge Probleme. Vorsichtig knüpfe ich Bande. Bin so verschüchtert, ob ich alles richtig mache. Probleme mit den Vorbesitzern, ein vorgeschobener Hundetrainer versucht den armen Kerl noch an das SEK zu verkaufen und ich mittendrin. Man beschließt Identitätsänderung des Hundes und es läuft mir kalt den Rücken runter. Noch einmal durch die Hölle, weil Besitzverhältnisse nicht geklärt sind? NEIN. Sorry, du Traumkerl, es hat nicht Klick gemacht, sonst wäre ich durch die Hölle gekrochen.

Wieder. Da. Die nächste Scheiss Story. Eingesperrt auf 8 qm. Gerettet von wunderbaren Menschen, die an ihre absolute Grenze gehen, um diesem tollen Hund ein neues Leben zu ermöglichen. Wir reden, verabreden uns.Und reden aneinander vorbei. Meinen es beide gut, und kriegen es nicht auf die Reihe. Zum ersten mal bin ich auch in etwas drin, was ich nicht kenne, ein Minishitstorm auf FB, weil ich aus beruflichen Gründen 2 Termine nicht halten kann.
Meine Schuld. 
Inzwischen bin ich so dünnhäutig in meinem wilden Plan.

Schluss. 
Ende aus. 
Gut ist. 
Fertig die Maus. 
Feierabend. 
Zerrissener kann man nicht mehr sein. Es soll nicht sein. Ich verwandel mich in ein Heultöpfchen. Ich meine es doch nur gut.

Zartschnäuzchen stuppst. 
Und Dracu hält Hof. 
Frauchen?

Bäääääääääääähm.

Buuuuuuuummmmmmm.

Klick. Klick. Klick.

KLICK.

7 Jahre Kette. Über den Gesundheitszustand reden wir nicht. 
Es gibt keine Probleme. Nicht mit den Pferden, nicht mit Frau Dobenzaubermaus, nicht mit Dracu, nicht mit Mimmi, der Katze.
Es kann gar keine geben. 
Ich weiss es.

Auch nicht mit Mann. Der schaut Bild und sagt: Jep.

Keine Ahnung, wie viel Zeit uns bleibt, mein Freund.

Montag hol ich Dich ab. Hab heute ein Hundebett mit eingebautem Luftbett gekauft. Ist besser für deine Liegeschwielen durch Beton, für ne Hundehütte hatte es an der Kette wohl nicht gereicht. IHR ARSCHLÖCHER!!!

Wir kriegen die ganze Breitseite. Flöhe, Würmer, Anämie, linke Herzkammer, rappelmager. Egal. Egal. Egal. Machen wir schon.Wird schon.

Und ich wiederhole meinen Schwur. Und wenn nur für eine Nacht. Du bist jetzt Zuhause. Für immer.

ZEUS!



PS. Weißte, kleiner Mann, was das beste ist? Du hast schon jetzt nen Fanclub.

A. hat das Wasser in den Augen
Steph malt Herzen in den Chathimmel.
Nadine gratuliert.
Menschenconny will dich tot kuscheln.
Coen berechnet das Futter.
Und ich? 
Ich kann es kaum noch erwarten.




Für Grisu







Ich leide mit. 

Ich weiss so gut, wie sich diese Leere anfüllt. 
Wenn du mitten in der Nacht wach wirst, und deine Hand ins Nichts greift, wenn du den Weg läufst, den du immer gelaufen bist.

Wie oft bin ich nachts ins Bett gegangen, trunken vom Rotwein und meinen Tränen und hab so sehr gehofft, ich würde wenigstens träumen.
Bis heute kann ich ihre Kiste nicht öffnen, ohne dass mir das Wasser in die Augen schiesst.

Die bittersten Momente sind die, wenn ich mich dabei ertappe, dass mir meine Trauer peinlich ist, weil die Welt da draussen so grausam ist, Millionen Tiere bestialisch abgeschlachtet werden, jeden Tag. Wie kann ich es wagen, so sehr um diesen einen Hund zu weinen, angesichts des täglich stattfindenen Wahnsinns.

Ich schreibe und mein Herz schlägt in meiner Brust. 
Wohin ist deins verschwunden?
Einmal noch, 
nur einmal 
dein Kopf in meinem Schoss.

Eine feuchte Nase stupst mich an, eine so süsse feuchte kleine Hundenase, ein Näschen, dass ich so lieben gelernt habe.
Lieben gelernt.
Wieder lieben gelernt.
Es gibt nicht nur eine Liebe.
Es gibt viele, jede auf ihre Weise, jede anders.

Je länger diese Näschen bei mir ist, umso mehr entdecke ich meine CORA wieder.

Erlaube mir zu denken, dass dieses Näschen mir geschenkt wurde, weil ich noch mehr über Dobis lernen soll.

Liebe, liebe Grisu, ich wünsche Dir von Herzen und aus tiefster Seele ein Näschen.

 



Samstag, 8. November 2014

Long time - no see


Ich muss mich entschuldigen. Punkt. Und könnte damit den Blog direkt wieder schliessen.

Wie soll man da noch einen Anfang finden, erklären. Es war alles irgendwie nur noch in meinem Kopf, weil das Leben. Ach Scheisse. Dummes Geschwätz. Dobis4ever heisst das hier.

Und das Thema hab ich verfehlt irgendwie, vor lauter Dracu's (da hilft nur Blog lesen), Mimi's (ok, ich hab ne Katze), Pferden.Und ich werde es bis morgen weiter verfehlen; wer weiter liest, wird es verstehen später.

Und vor allen Dingen habe ich versäumt zu erzählen von unserer tapfereren kleinen Dobifrau, die die unglaubliche schwere Bürde Cora's trägt und jeden Tag ihre eigene Geschichte schreibt und mehr und mehr in ihre Fussstapfen tritt .Mause, warte ein Weilchen, das ist auch Dein Blog und wird es ebenfalls immer sein. (es tappelt gerade ins Büro, Mama, Herrchen nicht da, Bett?)

OK. Bitte.Lest von vorne. Und wenn Ihr damit fertig seid, tippe ich wahrscheinlich noch immer. Hab 1,5 Jahre nach zu holen.

In aller erster Linie hatte ich die Hosen voll.Denn ich kann das hier nicht beginnen ohne seinen Namen zu nennen. Und Euch da draussen (die mich liebenswerter Weise immer wieder gefragt haben, warum ich nicht weiter schreibe), fehlt jede Menge an Infos.

Sein Name ist Monster. Er hat uns begleitet. Berner Senne. Der grosse dicke Bär. Jeder Buchstabe tut weh. Ich hab ihn quasi geerbt bei einer Hofübernahme.Eben, kein Doben. Einfach nur im falschen Fell geboren. Oder. Es gibt auch noch andere Zauberwesen.

Er war der Wegbegleiter unserer zauberhaften Nanny, hat die Allüren von Dracu so charmant ignoriert, hat Campino quasi ins Leben geholfen und dann noch Conny erklärt, dass das mit uns alles ganz easy ist.




Und dann hat ein niederländisches Gericht entschieden, dass er wieder zurück muss zu den alten Besitzern.Ich musste ihn überstellen auf einer Polizeiwache. Er sass auf meinem Fuss.

Ich weiss nicht, ob er noch lebt. Manchmal besucht er mich in meinem Träumen, Und dafür bin ich unendlich dankbar. Ich würde die Höllenpforte öffnen, reinmarschieren und ihn holen, wenn ich könnte.

Kann jemand verstehen, wie unfassbar bitter das ist?

An diesem Tag hat irgendwas in meinem Kopf verhakt.Irgendwas war zu Ende. Der Tierschutzgedanke war weg. Erschlagen von Facebook, erschlagen von Tiere suchen ein Zuhause. Mach aus. Schalt weg.

Wir haben einen quietschlebendigen Doben, eine Fusshupendramaqueen, ne Katze (oh, mein Gott). Und wieder Punkt. Mehr kann ich nicht, mehr geht nicht mehr, mehr will ich nicht mehr, will nicht noch mehr lieben, will das gut machen, will CORA und Nanny in Ehren halten, will mich nicht weiter mit Monster quälen.

Mich gibt es auch noch irgendwie. Uns gibt es auch noch irgendwie.

Amen.

Ich hab morgen ne VK. Am Todestag von CORA.

Da wird man entscheiden, ob das hier gut genug ist für nen Doben.

Noch nen Doben.

Ich würde gerne aufhören, meine Wunden zu lecken. Ich stünde gerne bereit für den nächsten.

Irgendwie schulde ich das. Monster, Nanny und CORA.

Hat nur ein bisschen gedauert. Mein Doben4ever.

War vom Leben kurz umgeleitet.

Sorry.

Ich muss dann noch kurz Conny und Dracu fragen, ob die das ok finden und dann steht hier vielleicht ein neuer Name.

See you.








Dienstag, 23. April 2013

Ungarn - Teil 2

Wir sind verabredet.
Diesmal mit Zolan. Beauftragter für DRH, der sich selber, sprich aus eigenen Finanzen, einen Opel Frontera gekauft  hat, damit er Dobis für DRH besser transportieren kann.
Und genau jetzt.
Danke.
Sie/Ihr habt Teil 1 gelesen.
Das ist doch der Hammer.
Der Mann könnte auch saufen gehen oder seiner entzückenden Freundin was Nettes tun.
Was machen beide? Fahren über Stock und Stein quer durch Ungarn, beissen die Zähne zusammen, wenn sie Hundefängeranlagen betreten und holen Dobis raus, kümmern sich um Klinikfahrten.
Wir hatten sie schon auf der Hinfahrt am Telefon.
Notfall.
Bei einem Tierarzt wurde ein Doben mit unversorgtem Beinbruch eingeliefert, der sich vor lauter Schmerzen das Fleisch vom Bein gefetzt hat. Vom Besitzer keine Spur mehr, Frist bis Sonntag, sonst geht der Hund zum Hundefänger. Heisst: Tötung. Ich spreche gerade bewusst nicht von Einschläfern.
Sabine zögert keine Sekunde. Spricht aus, was ich nicht könnte. Klar. Welche Pflegestelle? Klinik zwecks Röntgen, wann?
Ich ertappe mich auch jetzt noch dabei im Sitz des Wonneproppen tiefer gerutscht zu sein.
Noch einer mehr.
Wir beguggen derweil noch ein, zwei Farmen, rechnen, überlegen und halten Kurs auf ein ungarisches Tierheim.
Kurs halten trifft es genau. Die Wegbeschreibung lautet: links halten und dann rechts auf die Baumreihe zu.
Unser deutsches Navi prustet irgendwas von: sie haben soeben die Erdumlaufbahn verlassen, das Navi vom Wonneproppen hält sich mit: "Sie verlassen das registrierte Kartengebiet" aus allem raus.
Wir kommen dennoch an.
Ich habe sicherlich schon deutsche Tierheime gesehen und ihre Hunde darin.
Das hier ist einfach.
Charmant umschrieben.
Statt Beton gibt es Sandausläufe, aber diese sind auf den cm gehakt. 45 Hunde aller Rassen leben hier. Sauber, betreut, gepflegt und geliebt. Wenn man so etwas überhaupt von einem Tierheim behaupten kann. Wieder haut es mich von den Füssen. Hier lebt eine Frau, die unterstützt wird von Obdachtlosen aus Budapest.
Obdachtlos zu sein in Budapest ist nämlich in einigen Bezirken verboten.
Genau, schon richtig, gelesen.
Sie werden arbeitslos und das trifft Banker, Lehrer genauso wie den normalen Arbeiter, fliegen aus der Wohnung und werden verhaftet. Europa ist doch noch nicht so ganz eins, weder tierisch noch menschlich.
Solche Menschen wohnen hier unter einfachsten Bedingungen und pflegen Hunde.
Punkt.
Fertig.
Toll.

Danke.

In der letzten Hundebox hinten rechts wohnt eine goldfarbige Knutschkugel. Seine Pfötchen klettern den Maschendrahtzaun hinauf, meine Hände recken sich und streicheln sein Fell, sein Gesicht. Ein Gesicht aus 45. Der da. Der da. Nur der da. Ich drehe mich um. Ach Sabine, was musst Du in den letzten Jahren erlitten haben. Wieder wechseln Futtersäcke den Besitzer. Ein letzter Blick und wir fahren. Oh, man, was für ein Scheisse.

Mir ist gerade völlig egal, was das Navi sagt. Ich will nach Hause. Es reicht. Schnauze voll.
Ich muss dringend Erlebtes verdauen. Ich will zu meinen Hunden und Pferden und zu meinem Kerl, damit er mir wieder den Kopf zurecht rückt.

Stattdessen vermeiden wir Schlaglöcher so gut es geht und fahren zur nächsten Pflegestelle. Wir wohnt u.a. Wally, deren Traumwesen ich hiermit in befreundete Arme empfehle und mich so endlich freue, dass das geklappt hat und wieder ein Mensch mehr die Traute hat so einem Schatz ein Heim zu geben.

Wohnen trifft es an der Stelle.
Charmantes Einfamilienhaus.
20 Hunde an Board.
Etage unten.
Oben auf dem Klo guggen dir zwei mutterlose Welpen beim......... zu.
20 Hunde. Wir reden über Doben und Kampfhunde.
Herrscher über die Schar:
Vicky.
Fernsehteams der Welt vereinigt euch. Diese Frau ist jede Doku wert. Bitte beste Sendezeit Samstag Abend und statt: wer wird der nächste Superstar, jeder Anruf zählt für echte Menschen ähm Schicksale ähm Hunde.

Wiederum ein Ausrufezeichen hinter Ungarn und den Mut, den dieses Land beweist. Und hinter diese Frau.

In der Futterküche dann: Apollo, der Rüde mit dem unversorgtem Beinbruch.Vicky hat nicht nein gesagt, obschon die Hütte voll ist.
Angstbeisser. Bein im Arsch. Egal.
Ich frage gar nicht erst mehr. Der hier braucht Hilfe. Ich war dabei und jetzt ist mir der Garten genug und Hände für den einen mehr hat es auch noch.
Ich senke mein Haupt, weil ich der Knutschkugel widerstanden habe und mich jetzt doch engagiere für das Häufchen Dobenelend.
Muss ich mich entschuldigen?
Ja.
Aber ich kann nicht.
Mein Herz schlägt für Doben. Und Monster, Dracu und Stinkepups als Vertreter der nicht Doben.
Für Conny und jetzt Apollo.
Für meine Pferde Dissi und ihr baldiges Fohlen, Quenny, Flugzeug, Rashid und Rapante.
Für Steph, sorry, jetzt kommt ein interner Scherz, die keine Doben mag und
für meinen Held, der gar nicht erst gefragt hat, sondern nur gesagt hat, geht klar.

Appolo: Sofa klar.
Sabine: was auch immer ich tun kann, ja.
Ungarn: ich komme wieder.
Und an alle da unten: Thank YOU so much for your engament! YOU ARE GREAT.

So fahre ich dann heim. Zerrissen, zufrieden, bewegt.
Wenn man das dann so überhaupt beschreiben kann.

PS: Sabine hat mir eine Hundefängeranlage erspart mit den Worten: Wir können uns das anschauen, damit du das auch gesehen hast, aber ich geh da nicht rein, wenn ich nicht einen Hund rausholen kann. Danke, Sab!!!

Ungarn - Teil 1



Ungarn.
Ähm.
Noch während mein Sprachorgan ein freudiges: "Aber natürlich fahre ich sehr gerne mit." ausstösst, spricht das innere Stimmchen: "Naaaaaaa Weicheich, biste sicher?"
Zeitgleich dröhnt aus dem Hintergrund die Stimme des Mannes:" Aber keinen weiteren Dobi, ist das klar?"
Klar. Klar wie Klosbrühe. Selbstverständlich. Ich bin so glücklich mit unserer Hundeschar. So glücklich mit der Entwicklung von Linda aka Conny.
Noch so ein Dobersonnenschein in unserem Leben. Alles, was es brauchte, war ein Sofa und ein bißchen Liebe. Fertig, der perfekte Doben. Echt. Conny ist der Hammer.

Alles, was ich nach dem Telefonat im Kopf habe, sind Bilder wie diese:
Dobermannzucht Ungarn


Kann ich das ertragen? Werde ich so etwas oder schlimmeres sehen? Wieviele Hunde werden am Ende des ersten Tages gedanklich und damit rein virtuell (wirklich, Schatz, ehrlich jetzt) auf der Bettdecke meines Hotelzimmers liegen, nur damit sie einmal eine liebevolle Hand spüren oder mal wissen wie Speck schmeckt?

Die Nacht wird länger und ich pfeife mir Bilder in den Kopf, weil ich so funktioniere. Ich muss Elend so geballt im Kopf haben, dass mich die echte Welt nicht mehr anrühren kann. Und dann schlussendlich finde ich das Bild, was ich gebraucht habe. Was folgt ist ein Tränenmeer und das Wissen um meine Machtlosigkeit. Ob ich nach Ungarn fahre oder in China ein Sack Reis umfällt. Es ist ohne Worte. Und ich warne jetzt: Ich weiss nicht, ob Sie/Ihr das Ansehen solltet. Ein Horrorfilm ist Scheissdreck dagegen.
http://www.peta.de/web/chinapelz.1732.html

Damit bin ich reisefertig. Und ich möchte noch etwas vorausschicken. Das hier ist ein privater Reisebericht. Es gibt keinen Auftrag von Doberman Rescue Hungaria, auch wenn ich diesen Verrein in der Zwischenzeit  ehrenamtlich unterstütze.

Die Reise ist lang und schnell und während Sabine Winklmann, 1. Vorsitzene des o.g. Vereins ihren Wonneproppen  (jedes Auto hat einen Namen verdient) auf der linken Spur ein wenig traben lässt, frag ich ihr Löcher in den Bauch. Über Ungarn, ihr Engament da, ihre Erfahrungen, ihre politische Meinung, das Land als solches, die Entwicklung, die Zahl der vermittelten Doberseelen. Ihre Antwort auf alle diese Fragen ist simpel und ehrlich. "Ich liebe dieses Land." In Gedanken füge ich hinzu: "und Dobermänner.", denn das wird in jedem ihrer Worte klar. Ihre Augen strahlen, wenn sie erzählt und das knappe 9 Stunden lang. Dann sind wir da.
Uns schlottern ein wenig die Knie vom langen Sitzen. Check IN im Hotel. Kurz in den 24 Stunden geöffneten Supermarkt (hört, hört - 24 Stunden sind möglich in Europa), denn es braucht ein T-Shirt für morgen, dann bin zu aufgeregt für den Roomservice oder anders formuliert, ich will jetzt nicht essen, damit mir morgen unterwegs nicht die Hälfte wieder rausfällt (wenn Sie wissen, was ich meine), die Whats Up nach Hause, Pferde gut, Hunde gut, Familie gut, alles gut. Heia.

Budapest ist eine Reise wert. Das wird sofort klar. Welch eine Stadt. Berlin ist klein dagegen. Es pulst, es lebt, es entwickelt, es "europart". Budapest ist schön und ich entschließe spontan, dass ich hier noch einmal hin will. Dann als Tourist, ohne Hundegedanken im Kopf.


Es ist diese Mischung aus Abend- und Morgenland, die Begegnung zwischen Ost und West, aber sicher auch zwischen arm und reich, zwischen Villen und Plattenbauten, die diese Stadt unglaublich anziehend macht. Wussten Sie, dass Budapest's Strassen in Gänze 4000 km lang sind? 

Daher dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis wir in der Tierklinik ankommen, unserer ersten Station des heutigen Tages. 
Krankenvisite bei Ron. 
Schon die Klinik ist eine Überraschung. 
Es gibt eine.
Und sie ist gut besucht. Da sitzen ungarische Menschen und beruhigen ihre Hunde. Alles wie immer, wie daheim.
Sabinchen hat Speck vom Frühstücksbuffett in der Duschhaube geschmuggelt, tzzzz und Ron interssiert sich nicht die Bohne dafür. Alles, was er will, sind Menschen, ihre Stimmen, ihre Streicheleinheiten und dann will er den Speck doch noch, aber dann lieber wieder doch auf den Rücken und er fragt in Dobermanier nach mehr Liebe. Was für ein Prachtkerl, was für ein Charakter. Glückwunsch den neuen Besitzern, denn die hat er - Gott der Dober sei Dank -, sonst hätte ich in diesem Moment das erste Mal geschwächelt. Schatz, nein, wirklich nicht. Ehrlich. 
Ähm. 
Räusper.
Was mir dann den Atem beinahe gefrieren lässt, ist mein Gestammeltes: "I would like to say Thank You!!!! from the buttom of my heart for rescue Nanny 2 years ago; she died a few weeks ago, but she was happy with us for over 735 days." und der Tierarzt dieser Klinik blinzelt für einen Moment bevor er meine Hände greift. "I remember; she was such a nice girl."
MOMENT. Ich bin in Ungarn. Hier verrecken Hunde an Ketten, aber Tierarzt und Tierpflegerin erinnern sich an meine NANNY?????? und drücken mir ihr Beileid aus???? Und genau in diesem Moment beginne ich zu begreifen, dass sich etwas ändert, wenn man Hunde aus Ungarn holt, Filme aus China beschaut, wenn einer aufsteht, zwei aufstehen, ein Forum aufsteht, wenn es 1400 Likes gibt für Vorher-Nachher Bilder. Hier tut sich was. Hier ändert sich was. Hier hat sich was verändert. Ist doch scheissegal, wo wir anfangen. Hütet halt daheim die Schweine besser und schmeisst Euch vor die Pferdetransporte nach Italien, lest alten Menschen in schrecklichen Altersheimen vor, bevor Ihr die nächste Runde Candy Chrash spielt. Ich steh halt auf Dobermänner. Ungarn ist Zufall. Dobermann Rescue Hungaria nicht.

Weiter. Pflegestellenbesuch. Ist doch eigentlich auch schon zum Niederknien. Da sitzen zigtausende Hunde in erbarmungswürdigen Umständen in Todesstationen und in Ungarn gibt es Menschen, Familien, Ehepaare, die Hunde aufnehmen und betreuen, die Buch führen über die Entwicklung des Kotverhaltens eines Dobermannes und Mails scheiben, wenn der Kot dann zum Würstchen gerät und gleich auch noch Fotos mitschicken. Und so lerne ich Marco (wieder: Sonnenscheinalarm!) und Jodie kennen, eine Whow whow whow, ich will sie alle, aber unser Garten reicht nicht, Traumhündin. Wieder Gott der Doben sei dank, alle beide vermittelt bzw sozusagen im Endring.
Ich bin in dem Momemt ziemlich sprachlos. Bestens bewirtet mit Kaffee und kalten Getränken wird gelacht und erzählt, Futtersäcke aus dem Wonneproppen gezerrt, über Hundehalsbänder diskutiert, während 5 Hundenasen Hände suchen, weil eigene hat man auch noch und deutsch spricht man auch. Ich könnte glatt sitzen bleiben, aber wir sind nicht hier runter gerauscht, um Kaffee zu trinken.Schade. Wirklich. Was für unglaublich nette Menschen.
Dann führt uns unser Weg über Stock und Stein in den Speckgürtel von Budapest. Sandpisten, die selbst der wakkere Wonneproppen nur noch mit 5 km die Stunde bewältigt (Autobahnen top, Landstrassen schlaglochgesättigt, dann nix mehr und nix meint nix) hin zu Farmen, die zu verkaufen sind. Die Gnadenbrothunde, die nicht vermittelbar sind und zu denen sich vermutlich noch der eine oder andere gesellen wird, brauchen eine Unterkunft in Ungarn, denn irgendwann wird sich das Reisetor nach Deutschland schliessen und DRH will dafür kämpfen, dass auch diese Hunde eine Heimat finden und schlicht weg am Leben bleiben können. Aufruf an dieser Stelle!!!!! Cortes braucht ein ZU HAUSE!!!! Der arme Kerl hat nur drei Beine und? Er war es nicht.!!!!!!!! Er ist auch nur ein Doben, dem Schicksal geschuldet.

Dann sehe ich das Elend. Hunde an Ketten, in Erdhügeln vergraben, selber gebuddelt, um ein wenig Schutz zu finden vor Regen, Kälte und Staub, mal eine Dachpappe drüber, über irgendwas, was man Hütte nicht nennen möchte. Ketten, die keine 2 Meter lang sind, die sich festgebissen haben in das Fleisch der Hunde, deren Gesichter erzählen, von Einsamkeit, Angst, Frustration. Sabine schaut fest geradeaus. Es geht nicht. Du kannst nicht anhalten. Ein Wort nützt nichts. Eine Hand nützt nichts.Tierschutz von uns nützt nichts. 
Wir schauen nach Dobermännern. Punkt. Sehen keine und seufzen erleichtert. Wer es nicht gesehen hat, wird es nicht verstehen. Ich schlafe in dieser Nacht sehr, sehr schlecht.

Nächster Morgen. Hundeschule. Gleichzeitig Pflegestelle. HUNDESCHULE. Ungarn. Siehe oben.. Menschen, die lernen wollen und die Welt ist voller Doben. Denn die Sonne geht auf und es erscheinen Tapi und Zoli. Tapi seines Zeichens Dobermannrüde, Zoli seines Zeichens Hundetrainer. 
Zoli, sein Gesicht strahlt mit Tapis um die Wette, hier sind zwei, die sich lieben, und die sich wieder trennen müssen. Auf deutsch erschallt Sitz, Platz, Steh, Komm her, und Tapi eifert, jede Sekunde fixiert auf seinen Menschen, der ihm eine Zukunft eröffnen wird auf ein Leben, das ein solcher Rüde verdient. Wieder verschränke ich die Hände hinter dem Rücken, die Worte des Gefährten im Nacken, komm bloss nicht heim mit dem nächsten Doben. Hier kann ich die Hände verschränkt halten. Tapi wird seinen Weg finden. Er ist ein Traumhund, mag er erfahren haben, was er will. Nichts als Eifer ist aus seinem Gesicht zu lesen. Nichts als Glück aus dem Gesicht seines Trainers. 
Es werden Fotos gemacht. Von ihm und den weiteren Kandidaten, die hier verweilen, in der Hoffnung auf ein Heim. 
Ich stoppe an der Stelle. Gedanklich und schriftlich. Ich hab schon zu viel gesehen. All die, die DRH betreut, die müssen doch schon längst zu Hause sein, dass kann doch nicht sein, dass die noch warten. In meinem Kopf formen sich Gedanken, was ich zu tun habe, wenn ich wieder zu Hause bin, was ich dazu beitragen kann, um Plattformen zu schaffen für diese Hunde und ich denke bewusst weg. 
UNSER Garten ist zu klein. Punkt. Schluss. Fertig. Ich hab schon vier und ich liebe sie alle.
Mehr können wir nicht leisten.

PS Tipp- und Rechtschreibefehler korrigiere ich morgen. Es musste nur raus.

Teil 2 folgt.