Für immer....

Für immer....
Cora

Mittwoch, 26. November 2014

Unser aller Regenbogen

Ein Tierheim.
Eine Pforte.
Ein Flur.
Zeus.

ZEUS.



Ich glaube, ich habe nicht Hallo gesagt, irgendwem die Blumen für Jessica in die Hand gedrückt, und schon auf den Knien gelegen, das Herz weih wund.
Mit anderen Worten bar aller Kinderstuben und entsetzlich unhöflich.

Zeus. Das Ebenbild meiner Cora. Genau wie damals. Mager, vermackt, grausamst verstümmelt mit einer Gartenschere.

Ich rette mich auf einen Stuhl. Irgendwer ist so unglaublich nett mir einen Becher Kaffee in die Hand zu drücken.

Verwundert spüre ich die Nässe in meinem Gesicht. Wasserfestes Mascara, pah.

2 Stunden zuvor gekochte Leber, (Achtung Steph: ich habe extra für diesen Anlass eine Fast-wie-Tupper-Dose gekauft) wechselt den Besitzer. Ganz sacht nimmt er mir die Leckerei aus der Hand.

In meinem Kopf dröhnen Grisus Worte aus einem ihrer letzten Posts:

Gassi gehen mit Fume is net das gleiche. Grisu ging pieseln und kackern und dann isse ned weiter weg als 10 Meter und hat gewartet bis ich nen Ball hol oder is Fuß gelaufen, da musste ich immer so lachen und hab ein bisserl was mit ihr gemacht..dann war sie 1 Minute zufrieden und kam dann wieder daher..Sie hat mich so angestrahlt wenn sie Fuß laufen durfte..Oder wenn die Autotür auf war und sie sich das Beißkissen geschnappt hat und mich damit angestrahlt hat..da gab's so viel was sie gemacht hat was mir so sehr fehlt beim Gassi..

Grisu, die gerade ihren Seelendoben verloren hat und die dennoch das Glück hat, dass noch ein Dobi ihr Leben bereichert.
Genau in der Sekunde hab ich es erst kapiert, im Flur, als meine Hand das erste Mal sein stumpfes Fell gestreichelt hat.
Was ich all die Jahre vermisst habe. Ihn da. Zeus. Cora.

Oh. Es gibt natürlich einen fundamentalen Unterschied. Cora war so misshandelt, dass sie Jahre gebraucht hat, um all das zu vergessen. Zeus, obschon Jahre an der Kette, kommt irgendwie an ihrer Stelle zurück. Er ist einfach da. Bääääähm. Aber ich greife vor.

Jessica, Leiterin der Hundehilfe Deutschland e.V., erklärt Blutuntersuchungen, Herzuntersuchungen und ich sitze immerhin noch auf meinem Stuhl. Auf die Decke da will ich eigentlich, ihn in den Arm nehmen, sein Körper sucht ihre Wärme.
Sie ist sein Engel, sie hat ihn aufgenommen, gepflegt, versorgt, gehegt und geliebt.
Geliebt.
Recht ungewöhnlich für eine Tierheimleiterin.
Recht ungewöhnlich auch der ganze Rest. 1 Mitarbeiter kümmert sich am Tag um 2 Hunde.
(!!!!!!!!!!!! Bestimmt war der eine oder andere schon mal in einem TH)
In der Regel auffällig gewordene Listenhunde.
Auf meiner Runde mit ihr durchs Tierheim ist nur auffällig, wie unauffällig alles ist.
Kein Gestank, kein hysterisches Gebelle. Freudige, freundliche Hundeschnauzen. Wenn auch nie ein TH ein Zuhause ersetzen kann, hier spürt man die Wärme. An den Hunden, an den Menschen, an Jessica und an Zeus.

Jessica, tausend Mal danke für das, was Du da leistest.

Die Verträge sind unterschrieben.

Zeus an meiner Leine steigt ohne mit der Wimper zu zucken in mein Auto, das drapiert mit Decke, Kopfkissen und Coras „zur Feier des Tages geliehenem Hein-Blöd-Kuscheltier“ entsprechend dobengerecht vorbereitet wurde, dreht sich im Kreis und verschläft den Rest.

Daheim.
In Empfang genommen wird er von Dracu, die sich gebärdet wie eine Rottweiler Klobürste. (Wo hat diese kleine Maus nur den Mumm her?)
Conny lässt sich auch nicht lumpen, erkennt aber in Sekunden ihren Irrtum und dreht ab, was Zeus sichtlich irritiert. „ Heeeeee, Baben, kussen“, sagt Zeus, in maulwurfen Geheimsprache.

Wir begrüßen die Pferde, den Hof, das Herrchen, das Heim, Essen für alle hinter einzeln geschlossenen Türen, das Nachtlager bereitet an meiner Seite des Bettes. Tür zu und dann schnarcht Zeus wie ein Bär und pupst wie ein Puma durch die Nacht.

Jetzt sind wir 62 Stunden weiter. Zeus und die Mädchen, incl. (beinahe) Mimi, benehmen sich wie alte Freunde. Allen voran Dracu. Sie ist eine kleine, wunderbare Hexe.

Zeus kann alles, lernt alles, weiß alles.

Und weil das Leben ja sonst langweilig wäre, traue ich mich ins Dorf zum Einkaufen. Zu Fuß mit Hund bei Fuß. VORBILDLICH.

Das kann doch alles gar nicht sein. Der lag an der Kette. Der kennt keine Wohnung. Der muss doch ne Macke haben.

Wieder dröhnen Grisus Worte in meinem Kopf. Ja, heute Abend war das so. Da hat mich Cora begleitet. Auf mich gewartet am Supermarkt.

Cora hat ihn abgefangen an der Regenbrücke (und an der hat er gestanden, wenn er nicht von Tierschützern frei gekauft worden wäre) und ihn mir geschickt mit den Worten: „Ich glaub, jetzt kann sie es ertragen, einen meines Kalibers und Du Zeus hast es verdient. Geh und sag ihr, dass ich sie liebe und sag ihr auch, dass Nanny und Conny auch von mir sind, weil sie nicht alleine sein sollte. Nur für Dracu, Monster und Mimmi kann ich nix. Die haben das ganz alleine geschafft“.

Ich bin eine sentimentale, alte Schrulle und ich weiß, ich habe Recht.

Also bitte Grisu, spiel nicht so lange im Regenbogenland und denk ans Frauchen.

PS Nanny und Conny. Damit hier nie Zweifel aufkommen. Ich liebe Euch.

PPS: Wir dachten kurz darüber nach seinen Namen zu ändern, da er ihn ja eh noch nicht lange kennt.
Kurzes Brainstorming am Küchentisch.
Herrchen: Wettergott.
Ich: der oberste griechische Gott.
Wikipedea:

Zeus ist der oberste olympische Gott der griechischen Mythologie und mächtiger als alle anderen griechischen Götter zusammen. Über ihm stand nur das personifizierte Schicksal – nur ihm hatte er sich zu fügen.
Zeus ist ein Sohn des Kronos und der Rhea. Kronos soll alle seine Kinder gleich nach der Geburt verschlungen haben, da er fürchtete, diese könnten ihn entmachten, so wie er selbst seinen Vater entmachtet hatte.

Als Zeus geboren werden sollte, beschließt seine Mutter ihn im Verborgenen auf die Welt zu bringen. Sie geht dazu in eine Höhle und überlässt ihn der Obhut anderer.
Dem Vater gibt sie anstatt Zeus einen in eine Windel gewickelten Stein, den er verschlingt.
Zeus entwickelt sich prächtig und bringt mit einer List und Drogen den Vater dazu, zuerst den Stein und dann alle seine verschluckten Kinder wieder auszuwürgen.

In dem Sinne Zeus: mach mal. Mögen deine Vorbesitzer Steine kotzen müssen.