Für immer....

Für immer....
Cora

Montag, 3. Januar 2011

Über Dorfstraßen, Tanken, Busse, Nachbars Kater und Silvester Geböller

Es ist kurz nach 20.00 Uhr, als ich feststellen muss, dass mir die Rauchwaren ausgehen und während ich grübele, fühle ich mich so ein bißchen wie in der Denksportaufgabe mit dem Wolf, dem Schaf und dem Kohl, kennen Sie bestimmt.
Kein Zigarettenautomat in der Nähe, Dingelchen alleine lassen will ich nicht, nicht rauchen will ich auch nicht, bei Nachbarn klingeln kommt überhaupt nicht in Frage.
Bleibt nur: Dingelchen muss mit, frei nach dem Motto mitgehangen, mitgefangen.

Bisher drehten wir unsere Runden nur durch Wälder und Felder, bewußt alles vermeidend, was Nannykind in Unruhe stürzen könnte und nun steht der erste Ausflug in die große weite Dorfwelt bevor zur blauen Lagune, die armen gestressten Menschen wie mir bis 22.00 Uhr Sprit und andere lebenswichtigen Waren verkauft.

Die Straßen sind leer, der Schnee türmt sich und Nanny geht ein wenig ängstlich an mich geschmiegt so etwas von vorbildlich bei Fuss, während ihre unglaublich charmenten Flatterohren aufgeregt trompeten, dass ich mich schon frage, ob ich den falschen Hund dabei habe.
Langsam nähern wir uns der Zivilisation. Autos, gar furchterregene Busse? Pah, kein Problem für Dingelchen.
Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich ihr in der ganzen Zeit (und der Weg zu Lagune ist lang) einen strukturierten Vortrag darüber halte, wie toll sie das macht und wie unglaublich stolz ich auf sie bin.

Gespannt bin ich allerdings darauf, ob sie die blaue Lagune betreten wird, nachdem wir das Thema Hausflur erst seit gestern ad acta gelegt haben. Ein bißchen komisch findet sie das Gebilde schon, auch der Geruch ist nichts für zarte Dobinasen, aber Tür auf, Nanny rein, Tür zu, an der Kasse ein kurzes "Sitz" und schon quietsche ich in meinem Hundetonfall, für den man mich in einer Besprechung einsperren lassen würde: "Suuuuuuuuuuuuuuuuuupääääääääääääääär gemacht!"
Der Tankwart mustert mich sprachlos, greift unaufgefordert ins Regal, schiebt die begehrte Ware über den Tisch, ich bedanke mich in normaler Tonlage, ein kurzes "Weiter", Nanny und ich verlassen das Gebäude und dann renne ich mit dem Dingelchen los und es hüpft und buckelt fröhlich neben mir, als hätte es gerade den 1. Platz im Dobiwettbewerb gewonnen. Zurück durch die Straßen, eine Runde noch ums Feld, schwupps durch den Hausflur in die Wohnung und dann haben wir unser erstes Abenteuer bestanden.

Wenn´s läuft, dann läuft´s, denke ich mir am nächsten Morgen und beschließe das nächste Abenteuer zu wagen: Bus fahren steht auf dem Programm, 2 Stationen nur so zum gewöhnen. Ich kürze es ab: der Bus ist voll, denn schließlich wollen Menschen zur Arbeit, Bus hält, Nanny rein und ich schaffe es gerade noch mein "Suuuuuuuuuuuuuuuuuuuupäääääääääär gemacht" auf ein Mitmenschen erträgliches Mass zu reduzieren, Bus hält, Nanny raus und auch dieses Thema hätten wir erledigt.

Später an diesem Tag kommt es zu einem haarsträubenen Vertragsbruch seitens des Nachbarschaftskaters. Bei Einzug hatten Cora und ich ihm nämlich erklärt und uns auch geeinigt, dass ein kurzes Durchqueren des Gartens statthaft ist, nicht aber eine längere Verweildauer oder gar ein Sprung auf das Gartenmobilar. Nun - nach Coras Tod meinte er sich nicht mehr an diese Vereinbarung halten zu müssen und schlendert aufreizend langsam durch alle Winkel.
So sehe ich gerade noch aus den Augenwinkeln wie sich HANNELORE in einer Blitzattacke über das Sofa in den Garten katapultiert und dabei Zornestöne in einem Klangvolumen spuckt, die man dem Dingelchen überhaupt nicht zugetraut hätte. Nix mehr Dingelchen: das ist ein hochnot zorniger Dobermann, der SEINEN Garten gegen das feindliche Gesindel verteidigt.
Der Kater, im übrigen ein gestandenes Mannsbild, ist sich nicht zu vornehm, sein Leben in einem Satz auf die 2 Meter hohe Gartenumzäunung zu retten, während ich mit Lachtränen in den Augen versuche der Schnegge etwas klar zu machen, was sich wahrscheinlich wie "lass den doch, der meint es nicht so" anhören soll.
Den Kater haben wir übrigens nicht wiedergesehen, laut Nachbarin ist er immer noch beleidigt.

Anderen Hunden gegenüber benimmt sich Nanny im übrigen vorbildlich, egal ob groß, klein, alt, jung, zu zweit oder zu dritt, männlich oder weiblich, Hauptsache spielen. Dabei ist sie damenhaft reizend und mit höflichstem Langmut ausgestattet, wenn ein Kollege keine Lust zu wilden Trolljagden verspürt.
Diese Spieleinlagen, zusammen mit den hübschesten Schlappohren dieser Welt und dem ihrer Krankheit geschuldetem leicht tappsigen Gang auf den viel zu grossen Pfoten verdanken wir auch die immer wiederkehrende Frage: "Die ist aber noch jung", und wie Maulwurfen antwortete ich dann mit einem fröhlichen: "Nenenenenenene, die ist schon 8 Jahre" "Ist nicht wahr?" "Dooooooooooch."

Ach, unsere Tage sind so voll, so reich, so schön, während Nanny die Welt entdeckt. Sie beschenkt uns so reichlich.

Silvester macht sie uns kurz Kummer, weil sie trotz aller Maßnahmen wie Rolläden runter, Musik an, schreckliche Angst vor dem Geböller hat, durch die Wohnung streift, schüchtern, verängstigt, sich in ihrer Kiste verkriecht, wieder raus kommt, würgt vor lauter Aufregung, wir erreichen sie nicht in ihrer Angst, aber unser Dingelchen erinnert sich augenscheinlich an unser erstes Sit-in in der Küche, verkriecht sich dorthin, wir verkriechen uns mit und dann schmiegt sie sich in unsere Arme und bis auf Nanny heulen wir alle um die Wette.

Um Cora, die wir so sehr vermissen,
um das Dingelchen, weil es uns gerade sein Herzchen zu Füßen gelegt hat.

Später in der Nacht noch ein kurzer, jetzt wieder unaufgeregter Spaziergang und schon sind wir drin in einem hoffentlich glücklichen, gesunden neuem Jahr und vielen, vielen schönen Momenten mit unserer Nanny.

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