Für immer....

Für immer....
Cora

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Wellenritt

Ich surfe nicht mehr im Netz, ich reite Wellen. Durch alle Foren, alle Pages, verschlinge jedes Wort, dass geschrieben wurde über Dobermänner, lese Geschichten, Nachrufe, schaue auf youtube Dobifilme, so als bräuchte ich die "Droge" Dobermann, die Auseinandersetzung, den Bezug zu diesen wundervollen Hunden, um mein Mädchen nicht aus den Augen zu verlieren. Ihre Fotos anschauen kann ich nicht. Noch nicht.

In den Abendstunden beschwören wir Coras Geschichten, redselig, trunken vor Kummer und Wein.

Wer auch immer meine Zeilen lesen mag, wer auch immer in seinem Leben das Glück hatte "seinen" Hund des Lebens an seiner Seite zu wissen, der mag mich mit meinem ganzen Kummer, meiner Trauer und manchmal auch mit meiner Wut verstehen. Wut, auf Menschen, die nichts aus ihrem Leben machen und mir lallend in der Innenstadt begegnen, Wut auf Menschen, die ihre ihnen anvertrauten Tiere schlecht behandeln, heiliger Zorn, dass das Leben so schrecklich endlich ist.

Ich will mein Dobimädchen zurück, einmal nur noch ihre vorwitzige Nase an meiner Hand spüren, sie im gestreckten Galopp auf mich zufliegen sehen, wenn sie mich mit ihrer Wiedersehensfreude fast verlegen macht, ihr Schnaufen hören, wenn sie in der Nacht ihren Träumen nachläuft, und habe so große Angst, sie da "draußen" alleine zu wissen, vermag mich nicht zu trösten mit den Geschichten der immergrünen Hundewiese.

Der nächste Tag, der nächste Ritt durch die Seiten dieser Welt und meine Augen bleiben hängen an einem Bild. Ich grabe mich durch die Homepage, lese jedes Wort, jede Geschichte, jeden Bericht, jeden Nachruf, gierig und gleichzeitig beschämt, ob meiner Trauer um Cora  und angesichts des unvorstellbaren Elends, dass mir seinen Geruch durch die digitale Welt in mein kleines Heim trägt.

Nein - kein neuer Hund. Das geht nicht. Aber ich kann meine Augen nicht abwenden von diesem Foto, diesem einem Foto, diesen Augen, speichere es auf meinem Rechner und ehe ich mich versehe ist ein winziges Loch in meinem Herzen.
Weiter geht die Reise durch das www und natürlich werde ich fündig in meiner Auseinandersetzung mit mir selbst:

Wenn Menschen sterben, machen sie ein Testament

Um ihr Heim und alles, was sie haben
Denen zu hinterlassen, die sie lieben
Ich würde auch solch´ ein Testament machen
Wenn ich schreiben könnte

Einem armen, sehnsuchtsvollen, einsamen Streuner
würde ich mein glückliches Zuhause hinterlassen
Meinen Napf, mein kuscheliges Bett
Mein weiches Kissen, mein Spielzeug
Und den so geliebten Schoß
Die sanft streichelnde Hand
Die liebevolle Stimme
Den Platz, den ich in jemandes Herzen hatte
Die Liebe, die mir zu guter Letzt
Zu einem friedlichen und schmerzfreien Ende geholfen hat
Gehalten im liebendem Arm

Nun, da ich tot bin,  sag' bitte nicht:
"Nie wieder werde ich ein Tier haben
Der Verlust tut viel zu weh"

Such Dir einen einsamen, ungeliebten Hund aus
Und gib' ihm meinen Platz.

Ganz einfach und ganz einfach richtig. Richtig für mich, richtig für uns, richtig in der würdigen Erinnerung an meine, unsere Cora, richtig in dem Wunsch ihr Wesen "wieder zu entdecken" und wiederum die Unterschiedlichkeit zu begreifen. Richtig, weil ich genau weiß, daß ich, wir das bieten können. Vielleicht kann ich gar nicht so viel mehr. Aber einen warmen Platz, eine liebevolle Hand, Sicherheit, ja.

Natürlich bewerbe ich mich um diese Augen, diese Doberfrau und ganz genau um diese, diese eine. Weil sie alt ist mit ihren 8 Jahren, weil sie ihrem Dasein als Puppymaschiene ihren Tribut gezollt hat, weil sie chancenlos ist im Glanz der Lichter, der Laufstege, des ewigen "jung seins". Weil ich die Keckigkeit und die damit einher gehende Freude eines jungen Hundes (noch) nicht ertragen könnte, weil ich eben dieses "Testament" verstanden habe, weil der Gedanke nicht neu ist in meiner "Denke", weil mir immer die verdorbenen oder kranken Pferde das meiste Glück schenkten, wenn sie ihrer Geschichte trotzten.

Am Abend besprochen, am nächsten Tag verkündet und ich freue mich über den Rückruf, aber nicht über die Nachrichten. Es geht ihr nicht gut, dieser Dobidame, ein Transport ungewiss, die Schwächung ihres Körpers schlimmer als vermutet.

Es vergehen bange Tage um diese "eine" und dann kommt einem Wunder gleich das OK. Sie kann reisen. Sie hat sich bekrabbelt. Müßig oder nicht sich die Frage zu stellen des "Warums". Es wird ganz einfach, wenn man nur jemals begreift, dass Hoffnung auf Besserung auch und gerade nonverbal Berge versetzt in dieser Welt, die eigentlich keine Unterschiede zwischen "Seelen" machen sollte und es dennoch unendlich brutal täglich tut, zwischen schwarz und weiss, arm und reich, Christ und Jud, Mensch und Tier.

Und darum:

Drück Deiner Dobischwester die Daumen, mein Schatz, dass sie die Fahrt gut übersteht und
dass sie sich wohlfühlt in Deinem Heim.
Sie wird vielleicht nicht lange bei uns seien. Wenn es soweit ist, dann schicke ich sie zu Dir,
damit auch sie Dir sagt, wie sehr wir Dich lieben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen